Das Bild, “Tales from the Loop por Simon Stalenhag” von infoholico, wurde unter der CC BY-SA 2.0 lizensiert
Simon Stålenhag ist bekannt für Bilder, in denen merkwürdige und futuristische Technik mit alltäglicher, ja, teilweise sogar veralteter Technik harmoniert. Havarierte Raumschiffe liegen da neben einer Autobahn, auf der Chevrolets fahren. Alte Werbefiguren aus den Fünfzigern und Sechzigern lehnen da neben Roboter. Und häufig sind diese Futurismen nicht einfach nur Teil der Szenerie - es sind Ruinen, ihrer vollständigen Funktion beraubt, als ständige Erinnerung, dass auch die Zukunft und die Technologie letzten Endes auch sich dem Verfall hingeben muss.
Amazon Prime hat nun eine Anthologie herausgegeben basierend auf dem Kunstalbum “Tales From The Loop” von Stålenhag. Die merkwürdigen Technologien sind hierbei Szenerie der Kleinstadt Mercer, deren Hauptarbeitgeber eine gleichnamige Forschungseinrichtung ist, die aber von allen nur “The Loop” (die Schleife) genannt wird. Anders als in anderen Anthologien wie Black Mirror, aber sehr analog zu Stålenhags Bilder ist die Technologie und die Futurismen nicht Hauptgegenstand der Geschichten, sondern ein Teil des Hintergrunds. Im Vordergrund stehen die Gefühle und Emotionen der handelnden Personen, vor allem die Sehnsucht der Menschen, Dinge zu kontrollieren oder zu ändern, die sich ihrer Kontrolle entziehen - und der Schmerz, den das erzeugt.
Dieses Thema zieht sich durch die ganze Serie. Dabei sind die einzelnen Episoden zwar in sich abgeschlossen, es gibt aber übergreifende Bögen und wiederkehrende Figuren. In jeder Geschichte geht es aber immer um die Gefühlswelt genau einer der handelnden Figuren und diese wird so gründlich und so schonungslos herausgearbeitet, wie man das in Serien selten sieht. Dafür nimmt sich die Erzählung die Zeit und den Raum und schneidet alles weg, was für diese Betrachtung unnötig ist.
Die Macher haben dabei verstanden, dass man nicht viel Action braucht oder ein epilepsieverursachendes Gewitter von Lichtpulsen. Tales From The Loop lebt dadurch, dass das, was geschieht - und das Innenleben der Protagonisten - einfühlsam und mit wunderschönen Bildern und Symbolen ruhig nachgezeichnet wird.
Der Soundtrack von Philip Glass und Paul Leonard-Morgan trifft dabei den Ton der Serie perfekt und begleitet die Zuschauer durch diese Ausstellung des Wandels und dessen, was es mit einem macht.
Am Ende der Serie gibt ein kleiner Junge seiner Lehrerin ein Buch zurück, das sie ihm lieh. “Und? Was denkst du?” - “Es ist traurig.” - “Ja, das ist es. Aber auch irgendwie schön, nicht?” - “Schon…”
Das fasst die Serie gut zusammen.
Wer viel Action und Handlung braucht, dem könnte der Erzählstil zu langsam geraten sein. Auch die Technologie bietet wenig überraschendes oder neues. Aber wer es mag, wenn eine Serie einmal tiefer in die Seele seiner Protagonisten sieht, der hat hier eine klare Empfehlung von mir.
Last modified on 2020-04-04