Geschichten, Gedichte, Essays
von Jens Grabarske
Revolutionstermin
Endlich soll es losgehen mit der Revolution! Es stellt sich nur noch eine Frage, die leider nicht ganz so einfach ist: Wann?

Das Bild, “Poster Revolution” von Felipe Skroski, wurde durch die CC BY 2.0 lizensiert.


Endlich aber war die Revolution beschlossen,
alle alten Mitstreiter mit eingeschossen,
Alle waren sie bereit für das Gute zu streiten,
Wir hatten auch schon einen das Ganze zu leiten.

Hinfort nun mit dem System der Tyrannen,
Hartz IV, Polizeistaat, soll alles von dannen,
es gilt, die alte Regierung zu stürzen,
wo Reiche den Armen das Leben wegkürzen.

Der Deal war perfekt, die Pläne gemacht,
es ging jetzt nur noch in dieser denkbaren Nacht,
um wann sie denn wäre, die große Stunde
die Frage des Termins machte nun die Runde.

Das erste Datum war schon beinah gefasst
und bei allen geprüft, dass es wirklich passt,
da ertönt durch die Reihen der gekreuzten Beine
der gelle Ruf “Ihr alten Faschistenschweine!”

Wir wüssten doch alle jetzt schon haargenau
um die Situation mit Günthers geschied’ner Frau
Das Kind einmal die Woche zu sehen,
das muss trotz Revolution doch irgendwie gehen.

Werktags geht gar nicht, meinte Stefan bedringlich
da seien die Bahnen einfach nur unerschwinglich
Auch wäre abends nach Dienst keine Option,
Da gäbe es mit zu vielem noch Kollision.

Sigrid sagte: “Sonntag geht nicht, wie jeder weiß,
da ist immer Martha ihr Yoga-Kreis.
Hinterher dann auch immer mit Zwetschgenkuchen,
den müssen hier auch wirklich alle versuchen”

Egal wie häufig rundauf und rundab,
man suchte sich vergeblich nach Terminen schlapp
und schließlich gab man auf, voller Frust und Leid
das System lebt weiter dank dem Tyrannen “Zeit”.


Last modified on 2021-05-25